Samstag, September 23, 2006

Müstair und Johannes der Täufer


(Zeichnung E.Bruni im Schw.Kunstführer 733/34 2003)

Die Szenen 89-101 im Apsisrund der Mittelapsis handeln von Johannes dem Täufer. Obwohl nur fragmentarisch erhalten, sind im obersten Register die Ankündigung der Geburt an Zacharias (89-90) und Elisabeth im Wochenbett (91) eindeutig zu erkennen, während die Namensgebung (92) rechts aussen zerstört ist. (Lukas 1, 5-25 und 57-80). Im nächsten Register geht es weiter mit einem Fragment aus der apokryphen Überlieferung: entweder Ermordung des Zacharias oder Flucht der Elisabeth mit dem Kind, dann folgt sogleich die Gefangennahme des Täufers und im 3.Register dann, überdeckt von der romanischen Malerei des gleichen Themas, Enthauptung und Begräbnis(Mk.6,14-29) Es fehlt also im obersten Register die wichtige Szene der Begegnung zwischen den schwangeren Frauen Maria und Elisabeth (Lk 1, 26- 56), die in den beiden Messen zur Geburt des Täufers im Remedius-Sakramentar ausdrücklich erwähnt sind. Da Mariae Verkündigung und Visitatio stets als Sinnreim zusammen dargestellt wurden, könnten diese zwei Bilder im Jesuszyklus an der Südwand dargestellt gewesen sein.
Mir scheint eine andere Anordnung plausibler, nämlich in den beiden Zwickeln beidseits der Apsisöffnung an der Stirnwand, neben dem Kalottenbild mit der Ankunft des Logos. Denn diese beiden erzählenden Szenen wurden im Abendland stets als Hinweis auf die Menschwerdung verstanden und dargestellt. Sie finden sich in Kirchen deshalb öfters an der östlichen Stirnwand und hier in Müstair befänden sie sich zudem auf der Höhe des zweitobersten Bildregisters der beiden Seitenwände.
Weiter zu den nächsten Szenen im 2.Register. Nach der Einkerkerung des Johannes sieht man diesen nun im Kerker ( 95-96) wie er zwei seiner Gefährten zu Jesus schickt mit der Frage ob er der Messias sei (Matth.11, 2-6) und von deren Rückkehr mit einer Antwort aus dem Propheten Jesaias. Nach bewährter Manier dienen die zwei Bilder einzig dem Verweis auf diese Schriftstelle!


Spät-Romanische Übermalung der karolingischen Bilder im untersten Register:
Enthauptung des Johannes und Gastmahl des Herodes (Foto Bea Ess, Luzern)

Die dramatischen Geschehnisse im untersten Register sind unter der prachtvollen romanischen Malerei des späten 12.Jh. verborgen (Matth.14, 3-5). Obwohl nur noch kleine Flecken von den karolingischen Bildern darunter zu sehen sind, möchte ich hier eine Ueberlegung zur Anordnung dieser älteren Szenen zur Diskussion stellen. Nach meiner Meinung konnte hier keinesfalls Herodes im Zentrum sitzen, weil es nämlich eine Bedeutungsachse gibt, die vom Christusmedaillon zu oberst im Himmelfahrtsbild ausgeht (Er ist das Bild des Vaters), über den Christus Angelus zum grossen Fenster darunter -„ Christus,das Licht der Welt“ – führt und schliesslich unter dem Fenster, direkt über dem Altar, zum Symbol des Erlösers kommt. Das hätte das heilbringende Kreuz mit dem Lamm Gottes im Zentrum sein können. Darum muss die Hinrichtung des Johannes und das Herodesmahl links zu denken sein und das Grabgeleit und Begräbnis rechts. Nun gibt es jedoch ein altes Konventssiegel im Klosterarchiv, das eine andere Vermutung aufkommen lässt. Es stellt Johannes den Täufer im Fellmantel dar und vor ihm auf einem Hügel das Gotteslamm und zu beider Füssen ein knieender Mönch, der Abt des Männerklosters. Die umlaufende Umschrift spricht zwar von einer Aebtissin, aber das kann eine Zufügung sein. Jedenfalls zeigen alle späteren Klostersiegel ebenfalls Johannes den Täufer, aber nun so gestaltet wie er in der romanischen Malerei des 12. Jahrhunderts dargestellt worden ist.
Damit zählen wir also acht Täuferszenen in der Mittelapsis, und eventuell zwei oben an der Stirnwand und weitere kommen dazu, wenn die Seitenwände des Saals besprochen werden. Innerhalb des Jesuszyklus finden sich nämlich weitere Johannesdarstellungen, die alle im Bereich des durch drei Stufen erhöhten Sanktuariums angebracht sind: An der Südwand Nr37 und 38: Des Johannes Begegnung mit Jesus vor der Taufe und Taufe, und an der Nordwand Nr36: Busspredigt und vermutlich Hinweis auf den Erlöser und 67: Jesu Abstieg in die Unterwelt, wo Johannes dabei ist, weil er den dort weilenden Vätern, die baldige Befreiung angekündigt hat.
.Es gab somit mindestens 14 gemalte Szenen, die vom Klosterpatron erzählten und dann auch noch ein Marmorrelief, das aber nicht unter meine Kompetenz fällt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Dieu t'a bénie plus que toutes les femmes et sa bénédiction repose sur l'enfant que tu auras!" - beim Arzt Lukas, "1,42". Aber: das sagt Elisabeth nicht. Ich würde darauf hingewiesen, daß Jesu Jünger, der Jünger, den Jesus liebt und der bei Jesu letztem Abendmahl an Jesu Brust liegt, in der "Apokalypse" das Bilderverbot der Schrift für Gold, Silber, Erz, Stein und Holz einschärft. Das Typar des Erzbischofs Eberhard - Rein bei Graz! Als Geschenk für die Urenkelin Matilda Sophie meiner Mutter - im nach der Geburt des Mädchens bei uns am Abend gelesenen "Buch Hiob" der Schrift am Ende die vierte Generation. Die Vierfachgoldmünze "Kaiser Franz Joseph" - meine Mutter hatte von mir eine solche erhalten, sie war Preis bei einem Übersetzungswettbewerb, als ich die Internatsschule in Graz Liebenau im für Johannes Kepler bedeutsamen Schloß Vattersdorf oberhalb des Schlosses Mühleck Barbara Müllers besuchte; eine zweite solche Münze ging an das "Akademische Gymasium" in Graz. JESU WORTE: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!" Kann plausibel argumentiert werden, daß für das Bilderverbot das Jahr "1988" n. Jesu Geb., in dem die Schwester meines Vaters Bezüge aus der Schweiz erhielt, eine entscheidende Rolle spielte?