Montag, September 25, 2006

Die irdische Liturgie im Bildprogramm der Südapsis

Erstes Register der erzählenden Bilder: Vigilius wird im Jahr 385 zum Bischof von Trient geweiht (Eigene Aufnahme) und: Messfeier des Neugeweihten (Eigene Aufnahme). Da der Sinn des Bildes in der Südapsiskalotte nun als "die himmlische Liturgie" verstanden ist, können auch die beiden noch erhaltenen Szenen beidseits des Fensters im Apsisrund gedeutet werden. Beide geben eine liturgische Handlung aus der Frühzeit (4./6. Jh) der christlichen Kirche wieder. Links vom Fenster ist eine Bischofsweihe dargestellt (siehe oben) und rechts vom Fenster die Messfeier des Neugeweihten (siehe unten). (Vigilius bei der Gabenbereitung während dem Sanctusgesang?).
Bischofsweihe: Links das akklamierende Volk, das ihn gewählt hat, im Zentrum der Priester Vigilius, dem zwei andere Kleriker die Hand auf die Schulter legen und der ebenfalls mit einem Nimbus ausgezeichnete Bischof, (nach Paulus Diaconus ein Apostelschüler), der das offene Evangelium bereit hält um es dem zu Weihenden auf den Kopf zu legen. Der Altar rechts, über dem sich ein Ciborium mit einer herabhängenden Krone erhebt, zeigt wohl die Bedeutung Trients als Hauptort einer italienischen Grenzfestung und als Bischofssitz an.
Messfeier des Neugeweihten zwischen Praefation und Hochgebet: Links bringen einige Kleriker den Kelch mit dem Wein. Am Sigmatisch sitzt der mit Dalmatik und Stola bekleidete jugendliche Bischof, der das Tuch mit dem vom Volk dargebrachten Brot auf den Knieen ausgebreitet hat. Brotstücke und Sieb für den Wein liegen auf dem Tisch. Mehr als die Hälfte des Bildfeldes ist wegen einem späten Fenstereinbruch verloren. Hier muss man sich wohl die Sänger vorstellen, die den himmlischen Lobgesang, das Sanctus, singen, in den das ganze Volk einstimmt und der zugleich auch oben im Himmel erklingt. Denn es gab die feste Ueberzeugung, dass im Augenblick des Sanctusgesangs der Himmel sich auftut und Engel und Mächte und Gewalten und alle Heiligen im Himmel sich im Gotteslob mit der irdischen Gemeinde zu einem gewaltigen Chor vereinigen.
Vigilius wurde im Alter von 20 Jahren Bischof von Trient. Er gilt als der Apostel des östlichen Alpenlandes zu dem der Vinschgau (und also auch das Kloster Müstair am Rombach, einem Nebenfluss der Etsch, gehört). Er barg die Asche seiner von der noch heidnischen Bevölkerung getöteten Diakone, die er zur Mission ins Non- Tal gesandt hatte, und berichtete seinen Vorgesetzten von deren Märtyrertod. Sie werden noch heute im Etschtal als die anaunischen Märtyrer verehrt. Um 400 soll Vigilius selber im Val Rendena das Martyrium durch Steinigung erlitten haben, nachdem er zuvor den Himmel offen und Christus in seiner Herrlichkeit gesehen hatte. Die älteste rätisch-alemannische Handschrift, die seine Vita enthält, liegt im Kloster St.Gallen. Ich nehme an, dass die Südapsis von Müstair mit Vigilius von Trient die Regionalkirche der Regio Tridentina darstellt (nach dem Konzept des Paulus Diakonus in seiner 784 verfassten "Bischofgeschichte von Metz"; siehe meinen Post zum Himmelfahrtsbild) und so auch die Aufgabe jeder Ortskirche: die Feier der Eucharistie und das Spenden der Sakramente zu gewährleisten. Zur Zeit der Neubemalung der Ostpartie der Müstairerkirche lag der Bischof von Chur im Streit mit dem Bischof von Trient. Wahrscheinlich wurde damals Vigilius eliminiert und in den neuen Bildern durch den in Chur besonders verehrten heiligen Stephanus ersetzt. Darum zeigen das zweite und das dritte Register im Apsisrund seit dem späten 12. Jh. die Aussendung des Diakons Stephanus durch den hl. Petrus zum Dienst an den Armen , die Gefangennahme und Verurteilung durch den jüdischen Hohepriester, die Steinigung und das Begräbnis.

1 Kommentar:

masterinoffpage hat gesagt…

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