

Messfeier des Neugeweihten zwischen Praefation und Hochgebet: Links bringen einige Kleriker den Kelch mit dem Wein. Am Sigmatisch sitzt der mit Dalmatik und Stola bekleidete jugendliche Bischof, der das Tuch mit dem vom Volk dargebrachten Brot auf den Knieen ausgebreitet hat. Brotstücke und Sieb für den Wein liegen auf dem Tisch. Mehr als die Hälfte des Bildfeldes ist wegen einem späten Fenstereinbruch verloren. Hier muss man sich wohl die Sänger vorstellen, die den himmlischen Lobgesang, das Sanctus, singen, in den das ganze Volk einstimmt und der zugleich auch oben im Himmel erklingt. Denn es gab die feste Ueberzeugung, dass im Augenblick des Sanctusgesangs der Himmel sich auftut und Engel und Mächte und Gewalten und alle Heiligen im Himmel sich im Gotteslob mit der irdischen Gemeinde zu einem gewaltigen Chor vereinigen.
Vigilius wurde im Alter von 20 Jahren Bischof von Trient. Er gilt als der Apostel des östlichen Alpenlandes zu dem der Vinschgau (und also auch das Kloster Müstair am Rombach, einem Nebenfluss der Etsch, gehört). Er barg die Asche seiner von der noch heidnischen Bevölkerung getöteten Diakone, die er zur Mission ins Non- Tal gesandt hatte, und berichtete seinen Vorgesetzten von deren Märtyrertod. Sie werden noch heute im Etschtal als die anaunischen Märtyrer verehrt. Um 400 soll Vigilius selber im Val Rendena das Martyrium durch Steinigung erlitten haben, nachdem er zuvor den Himmel offen und Christus in seiner Herrlichkeit gesehen hatte. Die älteste rätisch-alemannische Handschrift, die seine Vita enthält, liegt im Kloster St.Gallen. Ich nehme an, dass die Südapsis von Müstair mit Vigilius von Trient die Regionalkirche der Regio Tridentina darstellt (nach dem Konzept des Paulus Diakonus in seiner 784 verfassten "Bischofgeschichte von Metz"; siehe meinen Post zum Himmelfahrtsbild) und so auch die Aufgabe jeder Ortskirche: die Feier der Eucharistie und das Spenden der Sakramente zu gewährleisten. Zur Zeit der Neubemalung der Ostpartie der Müstairerkirche lag der Bischof von Chur im Streit mit dem Bischof von Trient. Wahrscheinlich wurde damals Vigilius eliminiert und in den neuen Bildern durch den in Chur besonders verehrten heiligen Stephanus ersetzt. Darum zeigen das zweite und das dritte Register im Apsisrund seit dem späten 12. Jh. die Aussendung des Diakons Stephanus durch den hl. Petrus zum Dienst an den Armen , die Gefangennahme und Verurteilung durch den jüdischen Hohepriester, die Steinigung und das Begräbnis.
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