Mittwoch, September 13, 2006

Das Bild von der Himmelfahrt Christi



Triumphbogen mit Christi Himmelfahrt über den Apsiden (Büro Sennhauser,Zurzach)




Ostwand über den Apsiden

Nr85/86/87 (zentriert): Christi Himmelfahrt (Mt 26,16-20 und Apg 1, 4-11)


Das Himmelfahrtsbild ist heute vom Kirchenraum aus nicht mehr zu sehen, denn es befindet sich wie die Davidsbilder über den gotischen Gewölben im Dachstock (oder – wenigstens seine oberste Farbschicht - im Landesmuseum in Zürich). Diese grossartig gestaltete Komposition mit bewegten, sich überschneidenden Figurengruppen und einem in den Ornamentrahmen hinaufragenden Mittelteil ist 12,5 m lang; sie erstreckt sich oben an der Ostwand quer über alle drei Apsisöffnungen. Weil sie sich auf gleicher Höhe befindet wie die Davidsbilder im obersten Bildregister an den andern drei Wänden, ist sie gewissermassen auch Teil des Davidszyklus! Denn die Aufnahme Jesu in den Himmel ist die Erfüllung der Verheissung, die David durch den Propheten Nathan verkündet worden ist (siehe das oberste Bildregister an der Westwand). Jesus Christus, Gottessohn und Davidsspross ist in den Himmel zurückgekehrt und hat seine auf den Stammvater David zurückgehende Leiblichkeit dorthin mitgenommen. So begründet die frühe Kirche ihre Hoffnung auf die leibliche Auferstehung der Toten.(Wäre das ursprüngliche, theologisch konzipierte Bildprogramm nicht durch eine erweiterte Absalomgeschichte ersetzt worden, so hätte das letzte Bild der Nordwand Davids friedliches Sterben gezeigt, von dem Petrus in seiner Pfingstpredigt spricht(Apg 2,29-36) und hätte so folgerichtig zum Himmelfahrtsbild übergeleitet.)

Der Hauptmeister der Malerwerkstatt hat es verstanden eine zweizonige Vorlage ins Querformat zu übersetzen, indem er die obere Zone in die Mitte der unteren einfügte und das verkleinerte Zentrum in die Rahmenbordüre hinaufragen liess.Das syrische Rabula-Evangeliar aus dem 6.Jh. mag eine Vorstellung von einer entsprechenden Wandmalerei vermitteln. Da das Fresko in Müstair sich über die ganze Breite der Ostwand erstreckt, muss die obige Umrisszeichnung als Anhaltspunkt für die folgende Beschreibung genügen: Links und rechts vom Bildzentrum sind je sechs stehende und knieende, von der Erscheinung des auferstandenen Christus überwältigte, Apostel zu sehen und mitten unter ihnen je ein grosser Engel. Bei der Gruppe links im Bild steht, leicht seitlich zur Mitte hingewendet, die Gottesmutter Maria. Die mittlere Szene zeigt auf purpurnem Hintergrund ein von vier schwebenden Engeln emporgetragenes Brustbild Christi in einem Rundmedaillon. Die geflügelten Personifikationen von Sonne und Mond verehren den verherrlichten Heiland. Sie trennen die beiden Menschengruppen in der irdischen Landschaft von der himmlischen Zone in der Mitte.

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