
Nr.46 Jesus heilt einen Taubstummen (Markus 7,31-37) Bild aus Gnädinger/Moosbrugger:Müstair, Zürich 1994, S.71
Stand im vorausgehenden Bild die Gestalt Christi, des messianischen Retters im Zentrum, so ist es hier seine Hand im Mund des Stummen zu dem er sagt: Ephata, tu dich auf! Drastisch wird im Markustext geschildert, wie Jesus die stammelnde Zunge des Bittenden mit Speichel berührt und wie der Gehörlose daraufhin wunderbarerweise sogleich richtig sprechen kann. Und bildete vorhin ein ganzes Stadttor die Hintergrundskulisse, so sind es nun einzelne Versatzstücke, die Gruppen und Einzelfiguren hervorheben und betonen. Mir scheint, dass der Maler für die Blindenheilung eine spätantike Vorlage benützte, während die Szene von der Heilung des Taubstummen für das im Bildprogramm vorgesehene Bildpaar in mittelalterlichem expressivem Stil neu konzipiert wurde. Dass es hier um mehr geht, als um einzelne Heilungswunder, wird ersichtlich wenn man die beiden Szenen im Register darüber betrachtet und nach ihrem hier gemeinten Sinn fragt. Sie gehören zur Kindheitserzählung und lassen sich, obwohl nur fragmentarisch erhalten, mit Hilfe von Vergleichen gut rekonstruieren. Es sind dies Nr. 29: die Heimreise der Weisen aus dem Morgenland und Nr.30: der prophetische Lobgesang des alten Simeon anlässlich der vom mosaischen Gesetz gebotenen Vorstellung des erstgeborenen Kindes im Tempel von Jerusalem. Diese Bilder und weitere sechs Fragmente werde ich in den folgenden Tagen besprechen.
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