
Müstair Nordwand, Bereich der Nonnenempore
Unten: siehe die beiden letzten Posts. Oben: Nr 29 Heimreise der 3 Weisen Nr.30 "Lichtmess" = Darstellung des Kindes im Tempel (griechisch:Hypapante = Begegnung mit Simeon) Foto aus dem Schweizerischen Kunstführer für Müstair, Nr 384/385,1986, S.17
Die Bilder der Kindheitsgeschichte Jesu an der Südwand (Nr 21-28) sind alle verloren. Man weiss nicht einmal ob sie mit der Verkündigung an Maria begonnen haben, oder - falls sich Verkündigung und Heimsuchung beidseits der Mittelapsis an der Stirnwand befunden haben - mit der Engelsbotschaft an Joseph. Aber die letzte Szene (Nr.28) muss die Anbetung der Magier aus dem Osten dargestellt haben, denn das erste Bild an der Südwand (Nr.29) zeigt diese auf der Heimreise. Es ist zwar nur als Fragment erhalten, aber man sieht deutlich drei nach links, also in der Gegenrichtung der Erzählung, schreitende Pferde und die mit engen Hosen bekleideten Beine der beiden hinteren Reiter. Gemäss dem Text von Matthäus 2,12 erhielten die Magier oder Sterndeuter im Traum die Weisung nicht zu Herodes zurückzugehen, sondern auf einem anderen Weg in ihr Land heimzukehren. Dort verkündeten sie alsbald, was sie in Betlehem gesehen hatten: den neugeborenen König der Hebräer, ein Licht für die Völker. Sie wurden die ersten Herolde Jesu Christi.(So berichten es ostkirchliche Hymnen zu Epiphanie)

Feld Nr.30: Darstellung des Kindes im Tempel.
Im Text Matth.2, 13 schliesst nun sogleich Josephs Traum und die Flucht nach Aegypten an, sowie der Bericht vom Kindermord zu Betlehem. In Müstair aber ist die Darstellung des Kindes im Tempel dazwischen geschoben, weil die Begegnung mit den beiden frommen alten Israeliten, Simeon und Hanna, so wichtig ist. Denn sie hatten Ohren zu hören und Zungen zu künden,, was sie gesehen hatten. (Lukas 2, 25-38) Auch dieses Bild ist nur in seiner untern Partie erhalten, doch kann man es mit Hilfe von Vergleichen rekonstruieren: Links stehen zwei Frauen, eine in dunklem Gewand und hellem Mantel (Hanna) und eine in rötlichem KLeid, die ein Kleinkind in den Armen trägt, von dem allerdings nur noch das Kleidchen und zwei kleine beschuhte Füsse zu sehen sind. Das Kind wird von Simeon in Empfang genommen, der sich mit verhüllten Händen und gebeugten Knieen eilends von rechts her naht.

Russische Ikone (15.)nach sehr alter Vorlage: Hypapante = Begegnung. Von rechts kommt Symeon, hinter Maria steht die greise Hannah.
Wichtig zum Verständnis für den Sinngehalt der Bilder Nr 29 und 30 ist der Lobgesang Simeons: Jetzt lässt du deinen Sklaven in Frieden ziehen, Herr, gemäss deinem Wort. Meine Augen haben das Rettende gesehen, das du vor allen Stämmen Israels bereitet hast: Licht zeigt sich den Heidenvölkern und Glanz deinem Volk, Israel.
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