Sonntag, Februar 11, 2007
Die Fusswaschung
Müstair Südwand, Nr.60: Jesus wäscht den Jüngern die Füsse (Johannes 13, 1-20)
Wir wissen, dass Nr.59 und 60, also Abendmahl und Fusswaschung sinngemäss zusammengehören und dass diese Szenen nicht nur in Müstair ein Paar bilden, sondern meist auch in der Ikonenmalerei und der Buchillustration verbunden sind. Die anSynoptiker berichten nur vom Abendmahl und bei Johannes ist nur von der Fusswaschung ausführlich die Rede, während das Abendmahl diskret nur angedeutet wird.
Vom letzten Bildfeld der Südwand ist nur wenig mehr als die linke Hälfte erhalten, die aber ist meisterhaft gestaltet! Von einem flachen Bogen eingefasst ist die prachtvoll bewegte Gruppe von Jesus und einem sitzenden Jünger zu sehen. Jesus hat eine Schürze umgebunden und schickt sich an vor einem jugendlichen Apostel in die Knie zu gehen, der den rechten Fuss in eine Wasserschale gestellt hat. Die linke Hand Jesu ist offen nach unten ausgestreckt um den Fuss in der Schale zu fassen, die rechte ist sprechend erhoben. Der junge Mann - er ist nicht als Petrus charakterisiert - hat die rechte Hand staunend oder abwehrend erhoben, der linke Arm ist eng in den Mantel gewickelt, der Oberkörper vorgebeugt,das Gesicht ist so gedreht, dass er uns aus dem Bild heraus anblickt! Die Körperhaltung erweckt den Eindruck von Dreidimensionalität, die Bewegung ist geschmeidig und ausdrucksvoll. Links hinter Christus stehen zwei staunende Apostel, zwei andere sind hinter dem Sitzenden zu sehen, die restlichen sieben sind leider verloren. Gerne würde man wissen ob rechts aussen einst der Sandalenbinder zu sehen war, der in einer frühmittelalterlichen Buchmalerei zu dieser Szene gehört. Sicher ist nur, dass hier der Jünger, dem die Füsse gewaschen werden in der Mitte des Bildes steht und nicht wie zu erwarten wäre der impulsiv handelnde Jesus. Was ist also die zentrale Aussage dieser Szene?
Zum Vergleich zeige ich hier das Bild zur Perikope für Gründonnerstag (Johannes 13, 1-15): Abendmahl und Fusswaschung aus dem Reichenauer Perikopenbuch für Heinrich II (Anf. 11.Jh). Man beachte im Abendmalhlsbild aussen zu beiden Seiten die Aufwärter mit Weinkrug! Judas, der in die Schüssel greift, ist hier - entsprechend einer jüngeren Tradition - isoliert vorn an der Mitte des Tisches plaziert. In der Szene der Fusswaschung ist Jesus hier, gemäss der Auffassung der Zeit, nicht demütig dienend, sondern als der königliche Meister dargestellt. Im Zentrum des Bildes stehen eindeutig seine erklärenden Worte.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Hallo, dieses Bild über der Fußwaschung, also das Abendmahl möchte ich in einer Präsentation für die Abendakademie Mannheim verwenden. Die Präsentation, bzw. mein Vortrag zum Abendmahl wird gestreamt, daher sind die Urheberrechte des Bildes von Interesse. Woher stammt das Bild? Ich habe bei meiner Recherche im Netz nur dieses Bild gefunden. Für eine Antwort wäre ich dankbar.
Herzliche Grüße
Friedlinde Hüther
frieee@web.de
Kommentar veröffentlichen